Autor: entschleuniger (Seite 1 von 3)

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Haleakala auf Maui/Hawaii

Diese Tour war ein ganz besonderes Erlebnis, nicht nur wegen des außergewöhnlichen Ortes, der Insel Maui, sondern auch wegen des enormen Höhenunterschiedes. Von praktisch Meereshöhe ging es auf einer Strecke von gut 50km bis hinauf zum Gipfel des erloschenen Vulkans Haleakala auf 3.055 m.

Das bedeutete einerseits eine sehr lange Auffahrt, zum anderen auch das Durchqueren mehrerer Vegetations- und Klimazonen.

Da ich mein eigenes Rad nicht dabei hatte, lieh ich mir ein Cannondale Carbonrad, was dort kein Problem ist, fast jeder Radladen bietet Leihräder guter und höherer Qualität an.

Morgens um sechs war ich am Ausgangspunkt, noch bei Dunkelheit, der Haleakala zeichnete sich gegen den langsam heller werdenden Morgenhimmel ab.

Anfangs war noch relativ viel Verkehr, ich musste ein Stück Highway fahren, wobei es auch noch zu nieseln anfing. Aber sowohl das Autoaufkommen als auch der Regen legten sich bald und es wurde ein herrlicher Tag. Der Vorteil in USA: da man dort grundsätzlich erwartet, überall hin mit dem Auto zu kommen, sind die Straßen meist sehr gut ausgebaut. So auch hier, bis ganz nach oben feinster Asphalt und gleichmäßige gemäßigte Steigung.

Zunächst ging es durch viel Grün, hohe Gräser, Sträucher und Palmen säumten den Weg, die Temperatur war noch angenehm. Immer, wenn die nächsten 1.000 Fuß Höhe absolviert waren, hatte man neben den Schildern auch ein nettes Bild auf den Teer gesprüht.

Dann wurde es karger und als ich aus dem Grün herausfuhr, hatte ich die Wolken plötzlich unter mir. Da kein Gebirge die Sicht behinderte, war das ein ganz eigenartiger, faszinierender Anblick.

Weiter ging es, bei ca. 7.000 Fuß (ca. 2.300m) wurde es völlig karg, nur noch Reste von Vulkanlava, eine braun-schwarze Mondlandschaft! Aber ein intensives Erlebnis. Bei 9.000 Fuß kam langsam der letzte zu erklimmende Kegel in Sicht, auf dem auch das Observatorium steht.

Langsam wurden die Beine schwerer, und wie es oft so ist, die letzte Schleife war die steilste, aber dann war es geschafft, ich rollte auf den kleinen Parkplatz ein. Nach über 3.000 Höhenmetern.

Eine Frau, die ich weiter unten schon mal bei einer Pause getroffen hatte, rief mir etwas zu, ich lies die Freude raus und rief zurück „Yes, I did it!“. Und man glaubt es nicht, die anderen Leute applaudierten und gratulierten lautstark, ein Gänsehautmoment, den man so in Europa wohl kaum erleben würde.

Nach zahlreichen Bildern und auch Gesprächen ging es an die Abfahrt, auf die ich mich schon riesig freute. Und das war wirklich genial, 50 km runter mit perfektem Gefälle, weiten Kurven, ich musste kaum bremsen. Ein Hochgenuss, den ich in vollen Zügen aufsog. Fast zu schnell kam ich wieder am Auto an, aber da es unten ziemlich heiß war, kam es letztendlich doch gerade recht.

MTB Alpencross Grand Raid Wallis

Die Erfüllung eines jahrelangen Traums, Selbstfindungstrip oder Widerlegung der Midlife-Krisen-Erkenntnis, dass die Leistungsfähigkeit abnimmt? Wahrscheinlich trieb mich ein Mix aus allen dreien – jedenfalls öffnete sich mir im August 2019 das Fenster (sowohl zeit-, wetter- als auch formbezogen), um einen lange gehegten Wunsch in die Realität umzusetzen und meinen ersten Alpencross zu fahren.

Details kannte niemand, ich hatte nur gesagt, dass ich mit dem MTB von Aosta nach Bellinzona fahren will – kein organisierter Gepäcktransport, keine Gruppe, nur mein 26‘‘ Canyon Nerve (nicht das Neueste aber leicht!) und ich, das Nötigste im Rucksack sowie mein Garmin-Navi mit den GPS Tracks. Aber immerhin gab es abendliche telefonische Updates, so ganz weg von der Welt war ich also nicht.

Schon etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch zuverlässig und für ein Fully schön leicht

 

Keine der 08/15 Touren von Südbayern an den Gardasee, nein, es sollte schon etwas Spezielles sein. Die Route hatte ich mir im Buch von Achim Zahn „Alpencross West-/Südalpen“ herausgesucht, den „Grand Raid Wallis“. Eigentlich startet der in Martigny, aber ich konnte der Empfehlung Zahns nicht widerstehen, in Aosta loszufahren und das Fenêtre de Durand „mitzunehmen“, das als eine der schönsten Alpenhauptkammpassagen gilt. Anschließend parallel zum Rhônetal dicht an den Walliser Bergriesen entlang, am Simplon wieder über den Hauptkamm und am Ende übers Valle Maggia an den Lago Maggiore. Die durchaus imposanten Eckdaten (von Martigny aus): 7 Tage, 15.600 Hm, 8 Pässe über 2.000m

Meine Route: links unten von Aosta nacht rechts (Bellinzona)

Schon die Anreise war ein Abenteuer: mit dem Auto morgens um drei nach Bellinzona, von dort mit dem Zug über Mailand nach Aosta. Mit welchen Problemen der Radtransport in der Schweiz nach Italien verbunden ist, hätte ich nicht gedacht. Die Hilfsbereitschaft der SBB-Bediensteten war super, aber manchmal hatte ich den Eindruck, man war mit dem grenzüberschreitenden Fahrradtransport in einem EuroCity überfordert. Aber letztlich klappte es, wenn auch nicht mit einem separaten Platz fürs Rad, sondern im Gang neben allerhand Reisegepäck, aber man kann sich ja arrangieren.

Tag 1: Aosta – Fenêtre de Durand – Lac de Mauvoisin – Lourtier/Le Châble; 93km, 2.840 hm

Nach einer Übernachtung in Aosta ging es gleich hoch hinaus, von 600m auf 2.800m. Dass man dazwischen immer mal wieder ein paar Höhenmeter verliert, treibt den Gesamtanstieg nochmal nach oben. Bis auf knapp 2.100m bei herrlichstem Wetter auf Teer, die folgende Piste bis 2.400 m war gut fahrbar. Dann kam der erste Test für meine Aversion gegen Wege an steilen Hängen und ausgesetzte Passagen: schieben und tragen, 400 hm, über grobe Felsen und Stufen und mit Tiefenblick. Aber solche Herausforderungen sind ja dazu da, sich ihnen zu stellen und sie zu überwinden.

Highlight des 1. Tages: Fenêtre de Durand, 2.800m

Auf der anderen Seite hinunter war es für mich zunächst meist unfahrbar, die tief ausgefurchten schmalen Wanderpfade und steilen, grobsteinigen Absätze überlies ich gern den 29-Zöllern und Downhill Freaks, ich brauchte mein Rad und meine Gesundheit noch 6 Tage.

Was aber für all die Mühe entschädigte war das Panorama, das man dort oben genießt, die Rundumsicht auf die schnee- und gletscherbedeckten Riesen der Walliser Alpen war schlicht umwerfend und begeisterte mich auch an den folgenden Tagen.

Bald sah ich unten in der Ferne den Stausee Lac de Mauvoisin heraufleuchten und konnte auch wieder fahren, aber bis zur Staumauer zog es sich mit ein paar ermüdenden Gegenanstiegen. Der naturbelassene Kehrentunnel, den die Schweizer dort durch den Fels getrieben haben, ist ein Erlebnis für sich, die Abfahrt nach Lourtier auch mit dem MTB ein Genuss.

Tag 2: Lourtier/Le Châble – Croix de Coeur – Hérémence; 73km, 2.730 hm

Am nächsten Tag begleiteten mich abermals tolles Wetter und fantastische Aussichten.

Gigantischer Blick auf den Grand Combin am 2. Tag

Ich schraubte mich am Hang des Val de Bagnes auf über 2.000 m hoch, dann ging es hangparallel oberhalb von Verbier zum Croix de Coeur. Da dieser mit dem Rennrad und Auto von Süden anfahrbar ist, war entsprechend Betrieb und ich machte mich gleich an die Abfahrt, teils auf der Straße, teils auf Skipiste. Vom Tal ging es dann nochmal einige hundert Hm rauf, bei 30 Grad ein heißes Vergnügen, über Haute Nendaz hinüber nach Hérémence, auf der Route des Cristalp Marathons. Die Ansicht der mit gleichförmigen Ferienunterkünften zugepflasterten Hänge in dieser Gegend bleiben einem dabei leider nicht erspart.

Meine Unterkunft lag am hinteren Ende des Val des Dix, nicht weit unterhalb der Staumauer des Lac de Dix (mit 285 m die weltweit höchste). Die Verpflegung war genau das, was ich brauchte: Gnocchi, Penne – und Schokokuchen…

3. Tag: Val de Dix – Sex Pey – Pas de Lona – Grimentz; 66 km, 2.640 hm

Der Morgen empfing mich mit tiefhängenden Wolken und Regen. Dank Wetterradar sah ich aber, dass beide abziehen sollten und startete etwas später. Zunächst ging es im dicken Nebel den Hang hoch Richtung Sex Pey und um diesen Gipfel herum über einen durch den nächtlichen Regen schlamm- und pfützenreichen, teilweise recht verblockten Pfad, der mich immer wieder zum Schieben zwang. Die Sicht war gleich null, vielleicht nicht das Schlechteste, denn links von mir ging es offenbar ordentlich in die Tiefe. Wieder zurück auf fahrbarer Piste führte diese hinab nach Evolène, gespickt mit der einen oder anderen Trailpassage. 1.300 m war hier die Ausgangshöhe, das Ziel, der Pas de Lona, liegt wieder auf fast 2.800m. Also standen ein paar Stunden Kurbelarbeit an. Es war schon halb vier, als ich den Anfang der nächsten Schiebepassage erreichte.

Was dann kam, war schlimmer als am Fenêtre de Durand, die letzten 100hm waren dermaßen steil, dass ich das Rad kaum noch schieben konnte. Immer wieder musste ich anhalten und nach Luft japsen. Das letzte Stück war ein Gewaltakt und ich war sowas von froh, endlich da oben zu sein! Wie kann das Teil eines Marathons sein und wie kann man sowas auch noch runterfahren!? Ich merkte mal wieder, dass es da noch ein Paralleluniversum gibt, eine andere MTB-Welt als die meine.

Die Emotionen müssen raus: auf dem Pas de Lona

Die andere Seite war dann zum Glück erstmal richtig flowig, bis zum noch anstehenden Gegenanstieg. Das waren nochmal 150 hm auf einem grobsteinigen, mit unangenehm steilen Stichen durchsetzten Fahrweg.

Erst danach begann die eigentliche Abfahrt hinab zum Stausee Lac de Moiry. Hinter dem See erhebt sich die mächtige Dent Blanche, die versteckte sich zwar zum Teil hinter Wolken – trotzdem ein super Anblick! Nach ein paar Fotos auf der Staumauer ließ ich es hinab nach Grimentz auf Teer laufen.

Tag 4: Grimentz – Forcletta – Stalden; 90km, 2.790 hm

Wettertechnisch war dieser Tag wieder Zucker. Von Grimentz hoch hinauf auf der anderen Seite des Val d’Anniviers zum Dach meiner Tour, der Forcletta oder in Schwitzerdütsch Furgilti auf 2.874m. Die Anfahrt war lang, steil, aber wieder gespickt mit Traumpanoramen. Ich kreuzte die Laufstrecke des Sierre-Zinal-Berglaufs, der heute ebenfalls stattfand und war danach bald am Beginn der nächsten unfahrbaren Passage. 350m musste ich noch hoch, darin war ich mittlerweile aber schon geübt und packte es recht gut. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich aber, je näher ich der Passhöhe kam, denn auch als nur noch ein paar Meter entfernt war, konnte ich nicht sehen, wie es drüben runter ging. Der Übergang ist eigentlich nur 2-3 m breit, dann geht es heftig runter und an zwei entgegenkommende Wandererinnen sah ich, dass das schmale Band vor mir mein Weg war. Naja, Augen zu und durch – vorsichtig und Schritt für Schritt stellte ich erst das Bike etwas tiefer, nutzte es dann als Stütze und stieg hinterher. Wer mit solchen Wegen kein Problem hat, wird schmunzeln, aber für mich waren das wohl die längsten 200m meines Lebens.

Respekteinflößend: der Weg hinab von der Forcletta

Die halbe Stunde danach zu Fuß über immer noch steiles aber nicht mehr so ausgesetztes Gelände, tiefe Furchen und große Steinblöcke machte ich dagegen richtig gern.

Bei dem Weiler Chalte Berg wurde nicht nur der Weg besser, so dass ich wieder fahren konnte, es empfing mich auch ein gigantischer Blick auf das Weisshorn mit seinem Gletscherstrom. Der Restweg ins Turtmanntal war unproblematisch, die Fahrt auf dem schmalen Teersträßchen zum Talausgang ein Rausch. Dass ich nochmal 800 hm vor mir hatte verdrängte ich eine Zeit lang, bis es an den Anstieg ging. Ein nervtötendes Stück Straße hinauf nach Ergisch bei brütender Hitze machte mir zu schaffen, danach wurde es besser und über den Höhenrücken führte ein fast durchgehend fahrbarer Trail. Die Abfahrt nach Stalden wurde nochmal durch 100 hm Anstieg unterbrochen, bevor es in einer Kehrenorgie, teils auf Teer-, teils auf Schotterpiste hinunter ins Tal ging, praktisch direkt vor die Hoteltür.

3. Tag: weiter Blick zurück auf den Startpunkt Grimentz
Tag 5: Stalden – Brig – Simplon – Varzo (Chickenway wegen Gewitter); 68km 1.530 hm

Typisch Montag – Regen und keine Besserung in Sicht. Nach der Bergaberfahrung gestern war mir das Risiko der heutigen Etappe bei Gewitter zu groß, daher beschloss ich schweren Herzens, den Gebidum- und Bistinepass (lt. Zahn mit einem „mittelschwerer Downhill“) via Simplon-Passstraße zu umfahren. In der ersten Regenpause kam ich über Brig ein Stück den Pass hoch, musste mich dann 1,5 Stunden unterstellen, bis Regen und Gewitter abgezogen waren. Den Rest kam ich trocken hoch und sogar runter, wenn auch unter/in dicken Wolken. Die Gondoschlucht ist sehenswert, aber mich trieb es weiter nach Varzo, meiner nächsten Übernachtungsstation, und die erreichte ich keine Minute zu früh, denn nun fing es wieder ordentlich an zu donnern, blitzen und regnen.

Zuflucht vor Regen und Gewitter am Simplon
Tag 6: Varzo – Val Formazza – Passo San Giacomo – Al Aqua (Nufenenstraße); 67km, 2.240 hm

12 Stunden später war das schlechte Wetter verflogen. Mit neuem Optimismus fuhr ich den Rest des Tals hinab auf 300m Höhe und bog ins Val Formazza ein. Von hier folgten 50km bergauf, wobei sich der Anfang sehr zahm gab, zum Ende hin die Steigungsprozente aber deutlich zunahmen. Nach gut 40km erreicht man die Toce-Kaskaden, ein Besuchermagnet mit entsprechend viel Rummel. Danach wurde es ruhiger, hinter Rial zweigte mein Weg ab hinauf zum Rifugio Maria Louisa. Die alte Militärpiste ist nicht allzu steil, aber sehr grob im Belag, was gleichmäßiges Fahren erschwerte. Der Blick hinab war immer wieder beeindruckend. Wenn man oben den Stausee erreicht hat, sieht man schon den Weg daran entlang zum Passo San Giacomo (2.254m), unschwer zu fahren. Hinab zur Nufenenstraße erwischte ich aber einen falschen Abzweig und musste einen steilen, von Kühen zertretenen Wanderpfad hinabschieben. Aber egal, irgendwann war ich unten und rollte die letzten Meter zur Unterkunft.

Tag 7: Al Aqua – Passo del Naret – Locarno – Bellinzona; 99km, 1.620 hm

Finale! Die 450 hm auf der Strade degli Alpi zur Alpe Cristallina hinauf konnte ich gut fahren. Dort begann die letzte Schiebepassage zum Passo del Naret. Anfangs ging ich mit einem anderen MTBler, einem Schweizer etwa gleichen Alters, der auf einer Tagestour war. Das brachte etwas Abwechslung. Bis sich unsere Wege trennten und er rechts Richtung Cristallina-Hütte weiterging, war es nicht allzu schwer, aber teilweise nass, denn es hatte gestern auch hier ordentlich geregnet, die Nufenenstraße war im oberen Teil wegen eines Geröllabgangs gesperrt.

Das letzte Stück zum Passo del Naret brachte mich nochmal an meine Grenzen, steiler Hang, steiler Weg, über abgerutschte Steine und Felsen. Als ich keuchend oben ankam (2.438m) war ich mehr als froh! Kam nur noch der Abstieg, nochmal so ein Steilhang, aber nicht so schlimm wie an der Forcletta, immerhin.

Spektakulärer Blick aufs Weisshorn

Dann war ich am ersten kleinen See, wieder auf einer breiten Piste, alle Pässe lagen hinter mir. Ein Gefühl riesiger Erleichterung macht sich breit, auch wenn die meisten Tageskilometer noch vor mir lagen. Nach kurzer Rast und vielen Fotos an den beiden Staumauern des Maggia-Quellgebietes begann die Abfahrt das ganze Maggia-Tal hinab. Anfangs ist die Straße sehr steil und kehrenreich, später lief es besser, aber je näher man dem Talausgang kommt, desto flacher wird es. Ich sprang an eine Rennradlergruppe (gut, das waren nicht die Stärksten) und genoss etwas Windschatten, dann endlich Locarno. Aber bis Bellinzona waren es nochmal 20km – bei wieder 30 Grad, und mein Parkticket lief nur bis 16:30! Also nochmal die letzten Reserven mobilisieren und durchziehen, das wellige Profil saugte die Beine nur so leer, aber ich schaffte es, war kurz vor vier am Ziel, nach 100 km. Ausgepowert aber glücklich und stolz – und voller Vorfreude auf den weichen Autositz :-).

Blick vom Passo del Naret Quellgebiet der Maggia

Anstrengende 7 Tage, 556 km und 16.400 hm lagen hinter mir, aber auch unvergessliche Bilder, Dankbarkeit, dass es ohne Blessuren und Defekte geklappt hatte. Nur mein Bike und ich – wie vor gut 30 Jahren, als ich zum ersten Mal die Route des Grandes Alpes in Angriff nahm, damals nur mein Rennrad und ich. Geht doch noch…

La Route des Grandes Alpes

Meine erste große Alpentour unternahm ich 1988, ich studierte damals in Passau. Im Kern führt sie von Martigny am Genfer See nach Nizza über die bekannten Pässe der Tour de France. Ich machte daraus eine Rundreise von Passau über Ulm nach Martigny und von Nizza zurück über Genua, Trient und den Brenner.

Am Ende standen nach 12,5 Tagen 2.400 km auf meinem Sachs-Tacho, ich glaube, das war einer der ersten Funktachos, der wurde damals noch am Gabelende montiert. Mein Rad war mein ganzer Stolz, ein dunkelblaues Koga Miyata Tourenrennrad mit 3-fach Kettenblatt, stufenlosen Schalthebeln am Unterrohr und Pedalkäfigen, das ich mir mit Ferienjobs zusammengespart hatte.

An Klamotten hatte ich zwar Radhosen mit Sitzpolster, immerhin, aber nur Sweatshirts, T-Shirts und Bundeswehr-Unterhemden. Wenn man richtig schwitzte, klebten die klatschnass auf der Haut. Aber zum Glück hatte ich meist tolles Wetter, so dass sie auch schnell wieder trockneten.

Die Route von Martigny aus (es gibt auch alternative Strecken): Großer St. Berhard – Kleiner St. Bernhard – Col de l’Iséran – Col du Télégraphe – Col du Galibier – Col d’Izoard – Col de Vars – Col de Restefond/la Bonnette – Nizza.

Ich kann mich noch erinnern, als ich endlich oben auf dem Bonnette war, 2.802 m, das war eine Euphorie, wie ich sie danach nur noch selten erlebt habe.

Für die Nächte hatte ich damals Zelt und Schlafsack dabei, auf Neudeutsch heißt das heute wohl Bike Packing 😊 Aber ich habe viele total nette Menschen erlebt, die mich in ihrer Scheune oder sogar in einem Zimmer haben schlafen lassen, auch zum Abendessen oder Frühstück wurde ich manchmal eingeladen.

Eine Anekdote des letzten Tages bleibt mir ewig im Gedächtnis: nach einer Gewitternacht, in der Zelt und Schlafsack in der Nähe von Trient total durchnässt wurden, beschloss ich, nicht nochmal zu übernachten, sondern Nonstop nach Passau zu fahren. Gegen Mitternacht war ich an der Grenze von Österreich nach Deutschland (damals wurde noch kontrolliert). Der Grenzer nahm erstmal meinen Ausweis mit zur Überprüfung. Dann seine Frage, woher ich komme, Antwort: heute aus Trient. Skeptischer Blick, nächste Frage: wohin ich will, Antwort: nach Passau.

Noch skeptischerer Blick und dann die finale Frage: „Und, der Oarsch“`? Lachend konnte ich weiterfahren und kam nach insgesamt 28,5 Stunden und 444km leicht übermüdet und ausgelaugt in Passau an!

Kommunikation und ständige Erreichbarkeit wie heute gab es nicht, ich war fast zwei Wochen einfach weg, schrieb nur die eine oder andere Postkarte, die wahrscheinlich erst nach meiner Rückkehr ankam. War das noch herrlich!!!

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